Angenehmes Raumklima durch die richtigen Ziegel

Interview mit Matthias Hörl, Geschäftsführer bei Hörl & Hartmann Ziegeltechnik GmbH & Co. KG.

Hörl & Hartmann hat sich zum Ziel gesetzt, die Tradition der massiven Ziegelbauweise in die heutige Zeit zu übertragen und gleichzeitig den Grundstein für innovative Baukonzepte der Zukunft zu legen. Das traditionsreiche Familienunternehmen entwickelte einen Ziegel, der für ein angenehmes Raumklima sorgt. Matthias Hörl, Geschäftsführer bei Hörl & Hartmann, erzählt von den Attributen, die ein Ziegel der Gegenwart leisten muss, wie der CORISO-Ziegel zu einem angenehmen Raumklima beiträgt und wie Hörl & Hartmann in eine nachhaltige Unternehmenszukunft investiert.

Was müssen die Ziegel der Gegenwart leisten?

Zum einen müssen die Ziegel qualitativ hochwertig sein. Die Steine müssen der Maßhaltigkeit entsprechen, mit der sie deklariert sind und dürfen nicht brüchig sein. Daneben sollten sie gute Brand- und Schallschutzwerte haben, eine hohe Mauerwerksdruckspannung aufweisen und geeignete Dämmeigenschaften besitzen. Diese Attribute zu vereinen, ist die Kunst bei der Ziegelherstellung und der Gestaltung eines Lochbilds.
Ein Ziegel ohne Löcher besitzt eine große Rohdichte, also einen großen Anteil der Ziegelmasse am Volumen des Steins. In den letzten Jahren hat man versucht, diese Rohdichte zu reduzieren, da die Wärmedämmung dadurch verbessert wird. Das hängt damit zusammen, dass Luft gute Dämmeigenschaften besitzt. Umso schmäler die Stege und umso größer der Luftanteil, desto geringer sind aber auch die Traglast und der Schallschutz des Steins. Die Kunst besteht also darin, die optimale Balance zwischen den Komponenten zu finden.
So kam es zur Entwicklung der gefüllten Steine, wie unser CORISO-Ziegel einer ist. Sie weisen eine geringe Rohdichte und einen hohen Lochanteil auf, aber die Löcher werden mit einem Dämmstoff gefüllt. Dadurch werden ein erhöhter Schallschutz sowie eine gute Wärmedämmung garantiert. Zusätzlich hat der Stein dickere Stege und eine gute Tragfähigkeit.

Viele Bauherren haben den Wunsch nach einem guten Raumklima. Wie trägt der CORISO-Ziegel zu einem angenehmen Raumklima bei?

Seitdem die zweischalige Bauweise mit Außenwanddämmung wegen giftiger Dämmstoffe, der schlechten ökologischen Verwertung oder auch dem Brandschutzverhalten vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, entwickeln die Bauherren ein größeres Bewusstsein für ökologische Baustoffe. Sie achten darauf, mit welchen Baustoffen ihr Haus gebaut wird und entscheiden sich immer öfter für eine einschalige Bauweise.
Grundsätzlich ist der größte Vorteil einer einschaligen Bauweise, also einer massiven Ziegelwand ohne externe Dämmung, dass die Wand diffusionsoffen ist. Die Wand kann Feuchtigkeit aufnehmen und auch wieder abgeben. Unsere CORISO-Ziegel wirken förmlich als Regulierer des Feuchtehaushaltes in der Nutzung, ohne Wasser dauerhaft zu binden. Der Ziegel kann bei Spitzenbelastungen einen Überbestand an Raumfeuchte aufnehmen und anschließend wieder abgeben, da dieser zusammen mit der Füllung atmungsaktiv bleibt. Das alles ist ein besonderer Vorteil gegenüber anderer Baumaterialien und sogar anderer Füllungen. Bei einer zweischaligen Bauweise mit Außendämmung ist diese Möglichkeit nicht gegeben, denn die Feuchtigkeit kann nicht wieder entweichen.
Die Füllung der CORISO-Steine ist rein mineralisch. Sie wird aus dem Gestein Basalt gewonnen und ist nicht mit Phenolharzen verklebt oder verpresst, wie beispielsweise Dämmplatten. Zur Herstellung der Steinwolle wird das natürliche Lavagestein verschmolzen und zu Fäden versponnen. Aus diesem Grundstoff wird das Füllmaterial granuliert, also zu kleinen Kügelchen verarbeitet. Diese Kügelchen werden dann in das Lochbild verfüllt. Dabei wird kein Bindematerial verwendet. Ein großer Vorteil dieses Füllmaterials ist, dass es keine Feuchtigkeit bindet. Falls die Steine beispielsweise auf der Baustelle nass werden, trocknen sie wieder komplett aus.
Unsere CORISO-Ziegel haben durch ihr Gesamtgewicht, gepaart mit der natürlichen Füllung, eine sehr große Gesamtmasse, die im Sommer für guten Hitzeschutz sorgt und im Winter als Wärmespeicher fungiert. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass die thermischen Rezeptoren der Bewohner des Hauses, also die Haut und das Stammhirn, eine angenehme Raumtemperatur empfinden.

Können mit dem monolithischen Ziegel auch Passivhäuser gebaut werden?

Ja. Wir haben einen speziellen Stein, der als Passivhauskomponente zertifiziert wurde. Den CORISO-W07 bieten wir in Wandstärken von 36,5 cm bis zu 49 cm an. Bei einem Leichtputz von 2,5 cm schaffen wir einen U-Wert von 0,14 [W/(m²K]. Und je nachdem, wie dick der Putz ist, kann auch ein U-Wert von 0,12 [W/(m²K] erreicht werden.
Zur Erklärung: Bei unserem CORISO-Ziegel gibt es zwei Produktreihen. Zum einen gibt es die WS-Reihe für den Mehrgeschosswohnungsbau. “W” steht für Wärmeschutz und “S” für Schallschutz. Zum anderen bieten wir für den Einfamilienhausbau die W-Reihe an. Bei diesen Ziegeln sind sowohl die Traglast als auch die Schallschutzwerte geringer.

Welchen besonderen Service bietet Hörl & Hartmann den Architekten in der Zusammenarbeit?

Da die Planungsanforderungen an die Architekten immer höher werden, haben wir entschieden, dass man ihnen unterstützend zur Hand gehen sollte. Unsere hausinternen Ingenieure und Techniker beraten vor der Werkplanung bzw. Ausschreibung alle Architekten, Statiker, Energieberater und Bauherren zur Auswahl der richtigen Ziegel und über Planungsdetails. Sie setzen sich tagtäglich mit der Berechnung von EnEV-Nachweisen und Schallschutzbetrachtungen auseinander. Dieser Service setzt uns von anderen Ziegelherstellern ab, da wir den Architekten schon bei der Planung unterstützend zur Hand gehen. Wir bieten detaillierte Planungsorder an, in denen alle wichtigen Informationen und neue Elemente beschrieben werden.

Wir haben schon viel über ökologische Gesichtspunkte gesprochen. Wie investiert die Firma Hörl & Hartmann in eine nachhaltige Unternehmenszukunft?

Auch uns ist der ökologische Fortschritt in den letzten Jahren immer mehr ins Bewusstsein gerückt. Wir stellen ein Naturprodukt aus Lehm, Wasser und Feuer her. Und wenn man als Ziegelhersteller mit dem Natur-Element wirbt, sollten auch die Herstellungsprozesse ökologisch gestaltet sein. In diesem Hinblick haben wir in unseren Werken in den letzten Jahren viel umgestellt und investiert:
2013 sind wir von schwerem Heizöl als Brennstoff auf Erdgas umgestiegen. Dadurch konnten wir 20% CO2-Ausstoß einsparen. Auch bei der Verfahrenstechnik haben wir in energiesparende Motoren investiert. Die Schleifanlage haben wir beispielweise vor zwei Jahren komplett erneuert. Roboter ersetzen nun den Job von stromintensiven Greifern. An unserem Stromverbrauch sieht man, dass fast alle stromintensiven Geräte ausgetauscht wurden. 2012 haben wir außerdem ein zertifiziertes Energiemanagementsystem eingeführt, das jeden Strom- und Erdgasverbraucher im ganzen Werk erfasst. Somit können wir die Prozesse optimieren und den Energieverbrauch weiter reduzieren.
Für noch mehr CO2-Einsparung haben wir letzten Winter eine neue thermische Nachverbrennung eingebaut. Das heißt, die Schwelgase, die hier im Tunnelofen entstehen, werden abgesaugt, nachverbrannt und dann als gereinigte Abluft über den Kamin emittiert. Die gewonnene Abwärme wird wieder dem Produktionsprozess zugeführt. Allein durch diese Anlage hat sich der Kohlenstoffausstoss um 90% reduziert. Vor dem Einbau der Anlage hatten wir einen Wert von 50 mg pro Kubikmeter Abluft. Aktuell sind es nur noch zwischen 2 und 4 mg/m².
Vor vier Jahren haben wir ein weiteres großes Projekt angestoßen. Wir bauen momentan ein Windrad, das für den gesamten Stromverbrauch der Werke aufkommen soll. Dieses Jahr wird es bereits in Betrieb gehen. Wir können dann unseren eigenen grünen Strom produzieren.
Da die Dächer der Hallen vollständig mit Solarzellen bestückt sind, ist es uns dann möglich, am Standort Dachau bis zu 80% unseres Stromverbrauchs mit Fotovoltaik und Windkraft selbst zu decken.
Sehr am Herzen liegt uns auch der Kreislauf der Baustoffe. Vor allem die Verwertung der Ziegel nach dem Gebrauch hat uns zu denken gegeben. Wir haben nun einen Lösungsansatz, was mit den Baustoffen passiert, wenn die Gebäude einmal abgerissen werden. Damit sind wir der erste Ziegelhersteller, der diesen Gedanken umsetzt.  Wir haben ein Rücknahmesystem eingeführt, das wir bereits für Bauabfälle praktizieren. Wenn Steine auf der Baustelle geschnitten werden, nehmen wir diesen Abschnitt zurück. Für uns sind die Restmaterialien bewusst keine Abfälle, sondern Wertstoffe, die wir mittels einer Brechanlage voneinander trennen und wieder in den Produktionskreislauf oder eine alternative Verwendung einbringen. Durch die Verwendung unseres Höhenausgleichsziegels können Schnittreste auf der Baustelle ohnehin minimiert werden, denn mit ihm kann jede lichte Rohbauhöhe ohne Schneidarbeiten vor Ort erreicht werden. Geplant ist, auf eine mögliche Kreislaufwirtschaft vorbereitet zu sein und den Ziegelbruch von abgerissenen Gebäuden früher oder später zurückzunehmen und wiederzuverwerten.

Welche weiteren Entwicklungen können wir in der nahen Zukunft von Hörl & Hartmann erwarten?

Silvacor liegend gerade private Bauherren wünschen sich besonders ökologische Produkte für ihr Eigenheim. Einige fragten uns in den gemeinsamen Beratungsgesprächen nach einer noch umweltfreundlicheren Variante für den CORISO-Stein mit einer Füllung aus nachwachsenden Rohstoffen. Daraufhin haben wir einen Highclass-Stein entwickelt, dessen Füllung aus Holzwolle besteht. SILVACOR besitzt ansonsten die gleichen Eigenschaften wie der CORISO-Stein. Die Steggeometrie der beiden Steine ist also absolut identisch. Die Kombination von Ziegel und Holz ist unseres Erachtens die ökologischste Variante. Holzfaser hat auch die gleichen Dämmeigenschaften, wie Steinwolle, also einen l-Wert von 0,039. Wir arbeiten mit Steiko, dem Weltmarktführer für Holzdämmstoffe, zusammen. Holzfaser ist bereits sehr bewährt am Bau und ist auch brandtechnisch unbedenklich. Durch eine Erhitzung auf über 70 Grad werden die organischen Stoffe, die Nährboden für Schimmel bieten könnten, abgetütet. Somit kann diese reine Holzfaser auch nass werden. SILVACOR ist seit diesem Jahr im Handel und wird bereits positiv beim Bau von Einfamilienhäusern angenommen.

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